Der Blick in die Historie

Von der „Essener Reitbahn GmbH“ zum Verein für Reitsport Essen e.V.


Unsere Stadt in den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts: Das bekannte Bild mit Mühlen, Mauern, die Reste von Wachtürmen und schlechte Wege und Straßen – Reit- und Karrenwege – ringsum. Für Pferde, Reiter und Wagen beschwerlich. 
Tausende Pferde arbeiteten gemeinsam mit den Bergleuten im Pütt, unter Tage, aber auch über Tage zogen sie die Kohlenfuhren. Damals regte sich das Interesse am sportlichen Reiten, und es waren die Gebrüder van Eupen als die größten Pferdebesitzer des Reviers, die auf ihrem Gelände eine Reitbahn eröffneten. Stallmeister Peters bemühte sich, dem "verehrten Publikum" Dressur und Springen beizubringen. Wie heute im Zirkus, so sprangen damals mutige Reiter des Vereins durch brennende Feuerreifen. Die hohe Schule der Dressur wurde geübt, es war ein munteres Reiterleben.

 

Bekannte Essener Namen zierten schon damals das Vereinsregister. Neben den Herren gab es schon eine Menge Amazonen. Es gab Ausritte in die weite schöne Umgebung Essens, damals auch noch in den Norden. Die Ansprüche wurden größer. So plante dann Wilhelm Huyssen als zeitweiliger Vorsitzender den Bau einer neuen Reithalle, und diese in der Hoffnungsstraße, neben dem späteren Krupp'schen Lazarett.  Alfried Krupp, als Besitzer des Grundstücks, überließ dem Verein das Gelände für eine DM Pacht pro Jahr. Es wurde eine Art Aktiengesellschaft gegründet. 1892 wurde die neue Reithalle festlich eröffnet. Alles im Stil der damaligen Zeit.

 

Die Reithalle wurde erweitert, aufgestockt. Die Annalen des Vereins berichten, dass das Geld immer wieder freiwillig von Mitgliedern bereitgestellt wurde. Der Verein wurde in eine GmbH umgewandelt, brachte Gewinn und zahlte jahrelang 8 % Dividende. Eine Damenriege entwickelte sich, gegründet 1901, als Zierde des Vereins. Es wurde berichtet, dass der Reitmeister seine besondere Freude an dieser Riege hatte, und seine Damen „gehorchten ihm stets aufs Wort“. Reitlehrer Rieken führte das strenge Regiment. Bei all zu harten Worten flossen oftmals Tränen, dennoch bewahrten die Damen ihm ihre Gunst. Sein Nachfolger, Reitlehrer Diepert, strebte weit nach draußen. Tagesritte, ja Ritte bis zur holländischen Grenze, nachdem die Pferde verladen wurden, gab es viele. Man ritt nach Bottrop, nach Ratingen, nach Langenberg. Die Straßen waren halt noch nicht asphaltiert.
Die Essener Reitbahn GmbH war der Vorgänger des Vereins, der sich dann "Essener Reit- und Fahrverein" nannte und seit 1929 den jetzigen Namen trägt, Verein für Reitsport e. V. Essen. 

 

Auch seit dieser Zeit gab es bekannte Namen im Vorstand, wie Bürgermeister Heinrich Schäfer, Dr. Theo Goldschmidt, Bankier Adolf Heckmann, 
Dr. Cappenberg, Friedrich Springorum, Gustav Hilgenberg, Wilhelm Giradet, Dietrich Becker und viele andere ...


Im Jahre 1934 wurde die schöne neue Anlage im Stadtwald durch die Reiter SA übernommen und im Juni 1946 lebte der Verein unter dem Vorsitz von Bergwerksdirektor Heinrich Schmitz wieder auf. In der zum Teil zerstörten Anlage mit dem damals schon bekannten Reitlehrer Fritz Tempelmann kam neues Leben, so dass der Verein sich schnell wieder zur alten Größe entwickeln konnte.
Mit dem leider zwischenzeitlich verstorbenen Fritz Tempelmann erlebte der Verein auch sportlich neue Höhen. Nicht nur seine Tochter Gabriele brachte der „Meistermacher“ ganz nach oben. Auch die „Kundschaft“ war mit den Diensten des Reitmeisters voll zufrieden. Als Tempelmann den Stall wechselte und nach Schuir ging, wechselte Hans-Jörg Kaltenböck, gebürtiger Österreicher von Schloß Hardenberg in den VfR. Selbst Grand-Prix-Reiter hielt er mit seinen Schülerinnen und Schülern das Sportliche auf hohem Niveau. Auch große Turniere wurde unter seiner Regie ausgerichtet. Erinnert sei hier nur an das große Spring- und Dressurturnier Anfang der 80er Jahre. Viele erinnern sich noch an die Starts von Olympiasiegerin Gabriela Grillo oder Mannschaftskamerad Reiner Klimke. Im Springsattel ging u.a. Hans-Günter Winkler an den Start.  
  Das waren noch Zeiten!


Volker Wiebels